WIEDERKUNFT
DER GOTTESGESANDTEN
Frage:
Wie ist die Wiederkunft zu erklären?
Antwort:
Bahá'u'lláh hat diese Frage im „Buch
der Gewißheit“¹ ausführlich und
eingehend erklärt. Lies es, und die Wahrheit über
dieses Problem wird offenkundig werden. Da du aber gefragt
hast, will Ich es kurz erklären. Wir beginnen, es
anhand des Evangeliums zu erläutern, denn da ist
klar gesagt, daß Johannes, Zacharias Sohn, als er
auftrat und den Menschen die frohen Botschaften vom Gottesreich
brachte, gefragt wurde: „Wer bist du? Bist du der
verheißene Messias?“ Er antwortete: „Ich
bin nicht der Messias.“ Darauf fragten sie ihn:
„Bist du Elias?“ Er sagte: „Ich bin
es nicht.“² Diese Äußerung scheint
klar zu beweisen, daß Johannes, Zacharias Sohn,
nicht der verheißene Elias war. Aber am Tage der
Verklärung auf dem Berg Tabor sagte Christus deutlich,
daß Johannes, Zacharias' Sohn, der verheißene
Elias gewesen sei.
¹
Kitáb-i-Iqán. ² Vgl. Johannes 1:19-21
In
Kapitel 9, Vers 11-13, des Markusevangeliums heißt
es: „Und sie fragten Ihn und sprachen: Die Schriftgelehrten
sagen doch, daß zuvor Elias kommen muß. Er
aber sprach zu ihnen: Ja, zuvor kommt Elias und bringt
alles wieder zurecht. Und wie steht geschrieben von des
Menschen Sohn, daß Er viel leiden soll und verachtet
werden? Aber Ich sage euch: Elias ist schon gekommen,
und sie haben an ihm getan, was sie wollten, wie von ihm
geschrieben steht.“ In Kapitel 17, Vers 13, des
Matthäusevangeliums steht: „Da verstanden die
Jünger, daß Er von Johannes dem Täufer
zu ihnen geredet hatte.“
Johannes
war also gefragt worden: „Bist du Elias?“
Er antwortete: „Ich bin es nicht“, obwohl
im Evangelium steht, daß Johannes der verheißene
Elias war, und auch Christus dies deutlich sagte. Wenn
also Johannes Elias war, warum sagte er: „Ich bin
es nicht?“ Und wenn er nicht Elias war, warum sagte
Christus, daß er es wäre?
Die
Erklärung ist wie folgt: Es ist nicht die Person,
sondern die Wirklichkeit der Vollkommenheiten gemeint;
das heißt, die Vollkommenheiten, die in Elias lebendig
waren, wurden genauso in Johannes dem Täufer verwirklicht.
Deshalb war Johannes der Täufer der verheißene
Elias. In diesem Fall ist nicht von der Person, sondern
von den Eigenschaften die Rede. Zum Beispiel blühte
im vergangenen Jahr eine Blume, und dieses Jahr blüht
auch eine Blume; man sagt, daß die Blume des letzten
Jahres wiedergekommen sei. Man will damit aber nicht sagen,
daß die gleiche Blume in ihrer absoluten Einzigartigkeit
zurückgekommen sei; sondern da diese Blume die gleichen
Eigenschaften wie die des vergangenen Jahres hat - denselben
Duft, die gleiche Schönheit, Farbe und Form -, sagt
man, die Blume des Vorjahres sei wiedergekommen, und diese
Blume sei jene Blume. Wenn der Frühling kommt, sagen
wir, der Frühling des vergangenen Jahres sei wiedergekommen,
weil alles, was wir im letztjährigen Frühling
fanden, auch im diesjährigen Frühling besteht.
Darum sagte Christus: Was zu den Zeiten der früheren
Propheten geschah, das werdet ihr alles sehen.
Wir
wollen noch eine andere Erklärung geben: Das Samenkorn
des vergangenen Jahres wurde gesät, Zweige und Blätter
wuchsen empor, Blüten und Früchte erschienen,
und schließlich bildete sich wieder ein Samenkorn.
Wenn dieses zweite Samenkorn gesät wird, wächst
aus ihm ein neuer Baum, und jene Äste, Blätter,
Blüten und Früchte kommen wieder, und wieder
erscheint jener Baum in Vollendung. Weil am Anfang ein
Samenkorn war, und das Ende wieder ein Samenkorn ist,
sagt man, daß das Samenkorn wiedergekommen ist.
Nehmen wir die Substanz des Baumes, so ist sie eine andere,
betrachten wir aber die Blüten, Blätter und
Früchte, so ist der gleiche Duft, dieselbe Schönheit,
der nämliche Wohlgeschmack hervorgebracht worden.
Daher ist die Vollkommenheit des Baumes ein zweites Mal
wiedergekommen.
Ebenso
ist, wenn wir an die Wiederkunft einer Person denken,
diese ein anderes Individuum; betrachten wir aber die
Eigenschaften und Vollkommenheiten, so sind sie wiedergekommen.
Wenn daher Christus sagte: „Dies ist Elias“,
so meinte Er, dieser Mensch ist ein Wiedererscheinen der
Gaben und Vollkommenheiten, des Charakters, der Eigenschaften
und Tugenden des Elias. Johannes der Täufer konnte
sagen: „Ich bin nicht Elias.“ Christus sprach
von den Eigenschaften und Vollkommenheiten, dem Charakter
und den Tugenden, die beide besaßen, und Johannes
sprach von seinem physischen Sein und der Individualität.
Es ist wie mit dieser Lampe: Sie brannte in der vergangenen
Nacht, wird heute abend wieder angezündet und wird
auch morgen nacht wieder scheinen. Wenn man sagt, daß
die Lampe von heute die gleiche ist wie die von gestern
und daß sie wiedergekommen sei, so ist das Licht
gemeint, aber nicht das Öl, der Docht oder der Halter.
Dieses
Thema ist im „Buch der Gewißheit“ ausführlich
und erschöpfend erklärt.
Das
war ein Auszug aus dem Buch "Beantwortete
Fragen" von Abdu'l-Baha,
welches Sie hier kostenlos
downloaden oder hier
bestellen können.
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